Die Depression
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit rund 120 Millionen Menschen von Depressionen betroffen, wobei bei Frauen die Diagnose zwei- bis dreimal so häufig gestellt wird wie bei Männern.
Phasen von Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit oder innerer Erschöpfung durchlebt fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens, meist eng verknüpft mit einem belastenden Ereignis. Sobald der Schmerz oder die Belastung nachlassen, hellt sich die Stimmung wieder auf. Diese vorübergehenden und ganz normalen Stimmungstiefs müssen ganz klar von einer Depression im medizinischen Sinn abgegrenzt werden. Der Übergang von einer normalen Verstimmung zu einer depressiven Episode wird jedoch häufig als fließend beschrieben – Ein erfahrener Arzt oder Psychologe kann hier eine klare Unterscheidung treffen.
Typische Symptome einer Depression sind neben den oben erwähnten Merkmalen, Gefühle wie Angst und Hoffnungslosigkeit, ein unerträglicher Zustand der inneren Leere oder der Gefühllosigkeit, im Fachjargon Anhedonie genannt. Schuldgefühle, mangelnder Selbstwert, Selbstmordgedanken oder ein Gefühl des persönlichen Versagens können auftreten. Auch Symptome wie Konzentrationsstörungen, Gedächtnislücken und ein nachlassendes Denkvermögen zählen zu den Begleiterscheinungen. Es kommt zu Schlafstörungen, typischerweise mit frühem Erwachen, gefolgt von Grübeln.
Depressive Symptome sind zu Tagesbeginn oftmals am stärksten ausgeprägt und lassen im Laufe des Tages nach. Des Weiteren kann es zu einer Minderung des Appetits und einem Libidoverlust kommen.
Körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Druck auf der Brust, Herzklopfen oder Verdauungsbeschwerden können durch eine Depression ausgelöst oder verstärkt werden, da der Stoffwechsel im Gehirn durch die Depression verändert wird! Die Botenstoffe im Gehirn, die so genannten Neurotransmitter, stehen beim gesunden Menschen in einem bestimmten Gleichgewicht zueinander. Bei einer Depression ist diese Balance zwischen den Neurotransmittern gestört, was zu den beschriebenen Symptomen führen kann.
Faktoren die zu einer Depression führen können
Stoffwechsel- und Funktionsstörungen im Gehirn
Wie angedeutet deuten viele Untersuchungen darauf hin, dass Depressionen durch typische Veränderungen von Botenstoffen im Gehirn gekennzeichnet sind. Die für eine Depression verantwortlichen Neurotransmitter Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin und Gamma-Aminobuttersäure scheinen aus dem Gleichgewicht geraten zu sein.
Exkurs zu den Neurotransmitter:
- Serotonin ist eines unserer Glückshormone und fördert das Wohlbefinden und wirkt beruhigend.
- Dopamin zählt ebenfalls zu den Glückshormonen und steuert unseren Antrieb, unser Interesse und unseren Tatendrang.
- Noradrenalin, ebenfalls ein Glückshormon, steuert unsere Wachheit und unsere Aufmerksamkeit und ist eng mit dem Botenstoff Adrenalin verwandt.
- Acetylcholin spielt unter anderem eine große Rolle bei der Steuerung wichtiger Körperfunktionen wie den Herzschlag oder die Atmung. Der Botenstoff überträgt Signale von Nerven- auf Muskelzellen.
- Gamma-Aminobuttersäure hemmt die Erregung der Nervenzellen. Dies hilft beispielsweise bei Angstgefühlen oder Stress und kann für mentale Entspannung und Ausgeglichenheit sorgen.
Depressive Patienten weisen im Vergleich zu Gesunden häufig eine erniedrigte Aktivität von Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin auf. Diese Annahme wird durch den Wirkmechanismus der Medikamentengruppe “Antidepressiva” gestützt. Der Wirkstoff sorgt für eine Erhöhung der genannten Neurotransmitter und kann dabei helfen eine Depression zu mindern bzw. die Symptome zu unterdrücken.
Antidepressiva sind jedoch nicht bei allen Patienten wirksam. Vermutlich gibt es individuelle Unterschiede in der Ausprägung der Neurotransmitter-Störungen.
Mithilfe von bildgebender Verfahren, wurde bei Betroffenen während einer depressiven Episode eine veränderte Aktivität des limbischen Systems im Gehirn festgestellt. Das limbische System, auch als stressregulierendes System bezeichnet, ist für das Empfinden und Verarbeiten von Gefühlen mitverantwortlich. Die veränderte Aktivität bei der Verarbeitung von Gefühlen erklärt u.a., die erhöhte psychische Verletzlichkeit depressiver Patienten und warum oft Schicksalsschläge einer Erkrankung vorausgehen. Um solche Schicksalsschläge gesund verarbeiten zu können, ist begleitend zur medikamentösen Behandlung, eine Psychotherapie empfehlenswert.
Die Verhaltenstherapie ist aktuell die Therapie der Wahl, wenn es sich um eine Depression handelt. Sie ist eine spezielle Form der Psychotherapie, denn sie basiert auf dem Prinzip, dass ungünstige Verhaltensweisen und Denkmuster erlernt wurden und demnach auch wieder umgelernt werden können. Durch das Einüben neuer Verhaltens- und Denkweisen ist der Patient in der Verhaltenstherapie aktiv am Heilungsprozess beteiligt.
Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren
Eine fehlgeleitete Entwicklung in der Kindheit oder ein ängstlich-fürsorglicher Erziehungsstil und eine daraus resultierende “erlernte Hilflosigkeit” sind weitere Faktoren die, die Entstehung einer Depression begünstigen. Die “erlernte Hilflosigkeit” trägt bei den Betroffenen außerdem dazu bei, Stresssituationen nicht gesund bewältigen zu können.
Diese Faktoren können Ursache oder Folge der Erkrankung sein. So kann ein überbehütender Umgang dadurch erklärt werden, dass Eltern frühzeitig die psychische Verletzlichkeit und Erkrankungsanfälligkeit des Kindes wahrnehmen und entsprechend schützend reagieren.
Ein früher Verlust eines Elternteils, eine Störung der Mutter-Kind-Beziehung oder mangelndes Selbstwertgefühl seit frühester Kindheit können zu einer besonderen Verletzlichkeit gegenüber Enttäuschungen führen. Unzureichend verarbeitete Verlusterlebnisse (z.B. das Miterleben von Katastrophen) können bei erneuten Krisensituationen im Leben (z.B. Trennung vom Partner) den Ausbruch einer Depression fördern.
Belastende Lebensereignisse
Viele Depressionen treten nach kritischen, belastenden oder negativen Ereignissen auf, z.B. der Verlust von Angehörigen, Probleme mit nahen Bezugspersonen, Scheidung/Trennung etc. oder einfach nur Veränderungen der bisher gewohnten Lebensweise wie z.B. durch Pensionierung.
Es ist nachgewiesen, dass stressreiche Lebensereignisse zu neurobiologischen Reaktionen wie z.B. vermehrter Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führen, welches auch bei Depression in erhöhter Konzentration im Blut gefunden wird.
Körperliche Erkrankungen
Auch körperliche Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenunter oder -überfunktion, chronische Schmerzen, Krebs-, Herz-Kreislauf- und Demenz-Erkrankungen) und bestimmte Medikamente und Drogen können bei der Auslösung einer Depression eine Rolle spielen. Deshalb ist es vor der Diagnosestellung immer wichtig, eine körperliche Untersuchung beim Facharzt durchführen zu lassen.
Je früher desto Besser! – Suchen Sie sich professionelle Hilfe
Wer das Gefühl hat, dem Alltag nicht mehr gewachsen zu sein oder sein Leben alleine nicht mehr in den Griff bekommt, unter Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, innerer Erschöpfung oder Selbstmordgedanken leidet, der sollte professionelle Hilfe aufsuchen.
Quellenangaben
- Ursachen einer Depression / Neurologen und Psychiater im Netzt / Prof. Dr. med. Ulrich Voderholzer / https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/ursachen/
- Die vier Botenstoffe des Glücks – Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Endorphin / Euro-Apotheke K. Talu e.K. / 10.05.2017 / https://www.eurapon.de/blog/4-botenstoffe-des-gluecks/
- Verhaltenstherapie / Julia Dobmeier / 29.09.2020 / https://www.netdoktor.de/therapien/psychotherapie/verhaltenstherapie/
Bildquelle
- sad-505857 – Bild von Free-Photos auf Pixabay